Samenfest - was heißt das nochmals genau?
Aus samenfesten Pflanzen lässt sich immer wieder Saatgut fürs nächste Jahr gewinnen. Daraus wachsen dann wieder Pflanzen mit denselben Eigenschaften.
Keine Selbstverständlichkeit mehr in Zeiten von Hybriden, Patenten und grüner Gentechnik, wie SoLaWi-Mitglied Jan Peters beim Zukunftsworkshop im November 2020 (siehe unseren Blogbeitrag) deutlich machte. Er hatte die Arbeit seines "Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt" (VEN) vorgestellt und damit sogleich ein reges Interesse für das Thema bei so einigen Mitgliedern der SoLaWi Rhein-Ahr geweckt.
Im Workshop wurden aber auch schon die bekannten Probleme für die Praxis angesprochen: Vom kooperierenden Betrieb "Wehrer Kesselgemüse" können diese alten Sorten nicht einfach so angebaut werden. Dem stehen rechtliche Vorgaben im Weg. Unter anderem sind die Sorten nicht bio-zertifiziert, und meist wird das Saatgut auch nur in kleinen Mengen an Privatpersonen abgegeben. Zudem ist der Ertrag ungewiss. Zumindest was Letzteres angeht, wird man bald mehr Klarheit haben:
Alwine Beu, SoLaWi-Mitglied aus Wehr, nahm das Projekt in die Hand und stelle gemeinsam mit ihrem Mann Achim den Grund und Boden dafür zur Verfügung: Auf dem Blumenacker der Beus in Wehr, in direkter Nachbarschaft zum Folientunnel, in dem "Wehrer Kesselgemüse" wächst, sollten ausgewählte alte Sorten auf 100 Quadratmetern angepflanzt werden.
Schnell waren weitere 10 Mitglieder der SoLaWi Rhein-Ahr - darunter auch neu Hinzugestoßene - gefunden, die den Probeanbau wagen und als so genannte "Beetpatinnen und Beetpaten" je ein Gemüsebeet betreuen wollten.
Man traf sich erneut virtuell, um gemeinsam zu überlegen, welche Gemüsesorten im Jahr 2021 angebaut werden sollten. Man entschied sich für: 4 Sorten Möhren: gelbe, rote, lila und orangefarbene; 3 Sorten Zuckererbsen, 3 Sorten Bohnen: blaue Buschbohnen, gelbe Stangenbohnen, rote Kidneybohnen; eine Sorte Artischocken, eine Pflanze Spaghetti-Kürbis, und ein letztes Beet sollte mit verschiedenen Tomatensorten und Gewürzgurken bepflanzt werden.
Das Saatgut wurde teilweise über VEN bestellt, teilweise von den Projektteilnehmern selbst zur Verfügung gestellt.
Nach der Aussaat und Bepflanzung wurden die Beete mit kleinen Tafeln mit Hinweisen auf die Sorten und den Vornamen der Beetpat*innen ausgestattet, damit Passanten etwas über das Projekt erfahren können. Tatsächlich war auch schon so mancher interessierte Besucher auf dem Acker und ließ sich begeistern und kam mit den Projektteilnehmer*innen ins Gespräch.
Gedüngt wird mit Naturdünger aus Schlempe, einem Abfallprodukt aus der Alkoholerzeugung, das aus Getreide und Mais besteht, sowie Melasse und Vinasse aus der Zuckerrübe.
Wichtig ist natürlich - neben der regelmäßigen Wässerung, die bei Bedarf Achim Beu übernimmt - auch das regelmäßige Jäten der Beikräuter, bei dem die jeweiligen Beetpat*innen gefragt sind. Fällt hier jemand aus, beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen, springen die anderen Projektteilnehmer*innen solidarisch ein.
Wenn es nun bald ans Ernten geht, dürfen die Pat*innen zuerst zuschlagen, dann sind die anderen Mitglieder der Projektgruppe dran. Ziel ist, dass möglichst viele von vielen Sorten probieren können.
Die ersten Erbsen wurden bereits verkostet und sollen sehr lecker geschmeckt haben!
Bis zur ersten Ernte von Bohnen und Tomaten wird es hoffentlich auch nicht mehr all zu lange dauern.
Wir wünschen dem Projekt viel Glück, weiterhin reichlich Niederschlag, aber keinen Hagel und dass die Beikräuter nicht Überhand nehmen!