Um die Wette Beikraut zupfen und Kräuter raten - Stand der SoLaWi Rhein-Ahr beim Bauernmarkt in Sinzig

Beim diesjährigen Bauernmarkt neben dem Barbarossamarkt in Sinzig bot die SoLaWi Rhein-Ahr an ihrem Stand nicht nur Gemüse und Kräuter an, sondern auch diverse Spiele zum Mitmachen. Die Hauptattraktion war natürlich der mitgebrachte Rüblirolli, auch als "Jäteflieger" im Handel: Ein Gerät aus der Schweiz, das die Entfernung des Beikrauts vor allem in den Möhren ("Rübli") erleichtern soll und das von einem Vereinsmitglied zurzeit nachgebaut wird, damit auf dem Acker noch mehr Leute helfen können. Am Stand konnte man nun, bäuchlings auf dem Gerät liegend, einen Parcours absolvieren, an dem kleine Gefäße mit Möhren darauf warteteten, "abgeerntet" zu werden. Auf dem Rückweg wurden die Möhrchen dann wieder "gepflanzt". Beim Sonnenblumenlauf ging es darum, eine Sonnenblumenblüte auf einem Löffel so lange wie möglich zu balancieren. Das Kräuter-Raten brachte dann noch Aroma ins Spiel und für die, die sich botanisch auskannten, weitere Punkte. Je nach Punktestand gab es als Belohnung Gemüse und Kräuter zum Mitnehmen, und die Teilnehmenden durften von den frisch geschabten Möhren am Stand probieren. Neben der üblichen orangefarbenen Karotte war hier auch eine weiß-rosafarbene alte Sorte im Angebot.. Am Stand war ständig etwas los: Groß und Klein versuchten ihr Glück bei den Spielen und informierten sich nebenbei, was solidarische Landwirtschaft ausmacht.

Erntedank am langen Tisch

Erntedankfest der Solawi Rhein-Ahr beim "Bauernhofdinner" auf dem Wilhelmshof

Am Sonntag, 15. Oktober von 13 bis 18 Uhr trafen sich Mitglieder der Solidarischen Landwirtschaft Rhein-Ahr (SoLaWi) zu einem Erntedankfest auf dem Sinziger Wilhelmshof, der seit der Gründung des Vereins seine Freilandeier beisteuert. Der Wilhelmshof feierte mit einem "Bauernhofdinner" gleichzeitig Hofübergabe auf die junge Generation und möchte sich bei Stammkund:innen und Fluthelfer:innen bedanken. Alle waren eingeladen, aus Hof-Produkten - also Gemüse, Eiern usw. - Speisen für ein allgemeines Büffet beizusteuern. Diese Beiträge von Kuchen bis Salat waren köstlich und man konnte sich kaum durch alles durchprobieren. Dazu gab es heiße und kalte Getränke aus dem Hofcafé.  Am Tisch der SoLaWi Rhein-Ahr trafen sich bei kühlem, aber sonnigem Herbstwetter alte Hasen und Neulinge. Zu den fröhlichen Klängen der Old Sheep Street Band, die drinnen und draußen live aufspielte, tauschte man sich aus. Schnell kam man ins Gespräch, wobei neben den Plänen des Vereins und anderen Themen natürlich auch Gemüse immer wieder Thema war: Von der Lage auf dem Acker des solidarischen "Wehrer Kesselgemüse"-Betriebs, über den Anbau samenfester Sorten im "Bauerngarten" des Ehepaars Beu in Wehr, den einige Vereinsmitglieder unter dem Namen "Projektgemüse" betreiben, bis zum Anbau im eigenen Garten. Außerdem wurden diverse Rezepte zur Verarbeitung des Gemüses ausgetauscht. Und so manche(r) ging mit Einkäufen aus der Direktvermarktungs-Hütte des Wilhelmshof nach Hause, die ein oder andere jahreszeitgemäß mit einem prächtigen Kürbis unterm Arm.

Featured

Ernte teilen und Betriebe unterstützen: Info-Veranstaltung der SoLaWi Rhein-Ahr zeigte verschiedene Möglichkeiten auf

Mitte Oktober bot der Verein Solidarische Landwirtschaft Rhein-Ahr wieder eine Informationsveranstaltung im Haus St. Peter in Sinzig an. Diese war gedacht für neue Interessierte, die sich am Konzept des "Ernte teilens" beteiligen wollten, aber auch für Bestandskund:innen, die bisher "nur eine grüne Kiste" beim Landwirt abholen, aber noch wenig vom "solawistischen Ideengut" wissen. Da es in den letzten beiden Jahren kaum eine Gelegenheit gegeben hatte, sich in Präsenz zu treffen, tauchten außerdem auch so einige "alte Hasen" der ersten Stunde auf, die die Veranstaltung mit ihren Erfahrungsberichten bereicherten.

Gudrun Bonk vom Vorstand der SoLaWi Rhein-Ahr erläuterte zunächst, was solidarische Landwirtschaft eigentlich bedeutet: Neben dem besagten "sich die Ernte teilen" nämlich auch, gemeinsam kostendeckende Preise zahlen und so gleichzeitig die Landwirt:innen und finanzschwächere Mit-Konsument:innen unterstützen, Mitarbeit auf dem Feld und ökologische Aspekte fördern.

Anschließend stellten sich die kooperierenden Erzeugerbetriebe vor. Andreas Nuppeney setzt das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft mit seinem "Wehrer Kesselgemüse" - von dem er eine Kiste als Anschauungsmaterial mitgebracht hatte - bereits seit 2017 konsequent um. Das heißt, dass sämtliches Gemüse, das er erzeugt, in kleinen und großen Anteilen wöchentlich an seine 147 Konsument:innen abgegeben wird. Diese verpflichten sich vertraglich in einer Bieterrunde vor Beginn des Wirtschaftsjahres, einen Preis zu bezahlen, der in der Summe die anfallenden Kosten des Betriebs für die Gemüseerzeugung abdeckt. Orientiert an einem vom Landwirt dargelegten Richtwert zahlen manche etwas mehr und andere entsprechend ihrer Möglichkeiten einen etwas geringeren Preis. Die Konsument:innen holen ihr Gemüse selbst in Wehr ab. Viele haben sich dafür über so genannte Depots und Abholgruppen selbst organisiert (in Sinzig, Bad Breisig, Niederzissen, Schalkenbach, Ahrweiler, Remagen, Thür und Bonn). Die größte Schwierigkeit ist die viele anfallende Arbeit auf einem ökologisch wirtschaftenden Gemüsebetrieb. Zwar gibt es einige unermüdliche Mitstreiter:innen, die regelmäßig bei den wöchentlich anfallenden Arbeiten wie Kisten waschen und Befüllen mit anpacken. Nach Aufrufen bei Arbeitsspitzen in der Beikrautbekämpfung, Ernte usw. sind ebenfalls meist immer wieder einige tapfere Helfer:innen zur Stelle, aber es sind doch stets zu wenig. Zudem sorgen Dürre und Wasserbedarf wie im letzten Sommer, aber auch die steigenden Energiepreise für steigende Kosten bei der Gemüseproduktion.

Auch der Sinziger Wilhelmshof ist von Beginn an mit seinen Freilandeiern bei der SoLaWi Rhein-Ahr mit dabei. Die Eier werden mit dem Gemüse aus Wehr an die Konsument:innen verteilt. Niklas Orth zeigte u.a. in einem Film, wie die Hühner in speziellen "Mobilen" auf Grünland gehalten werden und was der Hof sonst noch zu bieten hat. Das Hofcafé diente der SoLaWi z.B. auch bereits als Treffpunkt.

Zuletzt stellte Mario Schmitz das aktuelle Angebot des "Grafschafter Hofgartens" in Birresdorf vor. Im Rahmen eines Pilotprojekts ergänzt er das Angebot an solidarischem, unbehandelten Gemüse im Kreis Ahrweiler und fängt die Konsument:innen auf, die von Wehr aus nicht versorgt werden können, weil dort die Kapazitätsgrenzen erreicht sind. Gut 20 Haushalte holen seit Juni diesen Jahres ihr Gemüse und auch Obst in der Grafschaft ab und helfen auch hier ab und an einen Samstagvormittag auf dem Acker. Der freie Verkauf im Rahmen der Direktvermarktung geht beim Grafschafter Hofgarten parallel weiter, ähnlich wie beim Wilhelmshof.

Die 16 Teilnehmer:innen der Veranstaltung diskutierten konstruktiv die verschiedenen Hof-Modelle und ihre Vor- und Nachteile, aber auch die Schwierigkeiten, denen die Betriebe trotz aller Unterstützung gegenüberstehen.

Schließlich wurden noch Mailadressen festgehalten und Gemüse, Obst und Nüsse an die Anwesenden verteilt.

Die Bieterrunde fürs "Wehrer Kesselgemüse" für das kommende Wirtschaftsjahr ab Februar 2023 findet am Samstag, 12. November 2022 um 15 Uhr ebenfalls im Haus St. Peter in Sinzig statt.

Die Bieterrunde fürs "Wehrer Kesselgemüse" für das kommende Wirtschaftsjahr ab Februar 2023 findet am Samstag, 12. November 2022 um 15 Uhr ebenfalls im Haus St. Peter in Sinzig statt. Wer zur Bieterrunde in Präsenz kommt, hat einen Anteil ziemlich sicher. Diesmal gibt es zwei Richtwerte: der untere gibt an, wie der Betrieb von Andreas Nuppeney gerade so zurecht kommt. Mit dem oberen Wert können der Landwirt und seine Helfer:innen fair und gut leben. Wegen fehlenden Helfern wird in eine Pflanzmaschine investiert. Neben Wasser und Energieerhöhung wird auch der untere Wert steigen. Es wäre solidarisch, wenn alle, die es sich leisten können , sich an dem oberen Richtwert orientieren.

Infos zu allen kooperierenden Betrieben und zum Verein unter www.solawi-rhein-ahr.de.

Nicht nur Sauerkraut

Fermentier-Kurs mit "Wehrer Kesselgemüse" und den Ahrweiler Landfrauen

Anfang Juli bot die SoLaWi Rhein-Ahr in Kooperation mit dem Landfrauenkreisverband Ahrweiler und dem Betrieb "Wehrer Kesselgemüse" einen Praxisworkshop "Fermentieren" in der Römerhalle in Wehr an.

Gerade im Sommer und Herbst ist die solidarische Gemüse-Ernte teils so reichlich, dass man nicht gleich alles verzehren kann und mag.

Neben dem Einfrieren und Einkochen ist das Fermentieren mit Salzlake eine alte, fast vergessene Technik des Haltbarmachens.

Bei bestem Wetter profitierten die 26 Teilnehmer:innen zunächst von einer kurzen Führung über den Betrieb von Andreas Nuppeney, der bereits seit 2017 über 100 Haushalte mit solidarischem Bio-Gemüse versorgt.

Die Referentin Melina Ebert, Ökotrophologin, zeigte anschließend auf, dass die Fermentation bei der Herstellung vieler Lebensmittel Verwendung findet, und dass man dabei nur wenig Energieeinsatz braucht. Zudem haben fermentierte Produkte auch einige ernährungsphysiologische Vorteile: So sind sie unter anderem gut verdaulich und fügen der Darmflora gesunde Milchsäurebakterien hinzu.

Das bekannteste fermentierte Gemüse ist das Sauerkraut (aus Weißkohl). Entsprechend der Jahreszeit standen nun aber gerade Chinakohl und Zucchini (siehe Bilder) zur Verfügung und wurden von den Teilnehmer:innen fachgerecht und mit viel Spaß an der Sache in Salzlake in Einmachgläsern haltbar gemacht. Besonders angenehm war, dass auch draußen gearbeitet werden konnte (siehe Foto).

Zum "Nachmachen" für zu Hause gab es zum Schluss noch Reze

Tomaten und Paprika vom Beikraut befreit

Helfer-Aktion & Grillen am Grafschafter Hofgarten

An einem Samstagmorgen Anfang Juli trafen sich 7 Konsument:innen der SoLaWi Rhein-Ahr mit Mario Schmitz auf dem Acker des Grafschafter Hofgartens in Birresdorf. Ihr dringender Einsatz war gefragt: Im Mai hatte man über 1000 Tomaten- und Paprikapflanzen - ebenfalls gemeinsam gesetzt. Diese waren auch ordentlich herangewachsen und trugen bereits Blüten und Früchte. Allerdings drohten sie vom Beikraut überwuchert zu werden.

"So sieht es halt manchmal nach kurzer Zeit aus ohne chemischen Pflanzenschutz", fasste Mario Schmitz zusammen. "Da muss man dran bleiben und es ist gut, dass wir heute so viele sind!"

Die Erdbeeren hatte er durch Mulchen bereits weitgehend von den Beikräutern befreien können. Zwischen den Tomaten wucherte jedoch die Melde, oft beinahe so hoch wie die Kulturpflanzen selbst. Und die Paprikapflanzen wurden von der weißblütigen Ackerwinde beinahe "erdrosselt". In flinker Handarbeit befreiten die Helfer:innen die Kulturpflanzen - ganz ohne Gift.

Zwischen den Reihen gab es einen ganz besonderen Fund: Ein kleiner Feldhase duckte sich in den Schatten zwischen Tomate und Melde. Nach einem Foto-Shooting ließ man ihm seine Deckung und Ruhe.

Während einige Helfer noch dem ebenfalls reichlichen Beikraut in den Möhren zuleibe rückten, warf Mario Schmitz schonmal den Schwenkgrill an. Bei kühlen Getränken genoss man kurz darauf in der von Familie Schmitz bereit gestellten Sitzgruppe hauptsächlich vegetarisches Grillgut und Salate - unter anderem einen Kartoffelsalat fast komplett aus Gemüse vom Acker in Birresdorf. Nun war auch Gelegenheit für Kennenlernen und persönlichen Austausch der Konsument:innen aus Bad Breisig, Sinzig und Remagen untereinander.

Am Ende konnte noch jede:r die wöchentliche Gemüsekiste zusammenstellen und mit heim nehmen - diesmal mit einer Portion Zuckerschoten zum selbst Pflücken als kleinem Extra.